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Das Impingement-Syndrom Teil II

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Die Pflicht der Patienten

Auf meiner Homepage www.der-andere-hausarzt.de nehme ich mir gern und häufig die Ärzteschaft zur Brust. Heute sind die Patienten dran. Dabei geht es mir nicht so sehr um eine konkrete Therapieanleitung des Impingement-Syndroms, darüber ist bereits viel gesagt und geschrieben worden.

Patienten sind heutzutage Menschen, die sich Gedanken um ihre Seele und ihren Körper machen und das ist gut so. Sie wollen das bestmögliche im Krankheitsfalle für sich erreichen: Sie wollen gesund werden.

Nicht krank zu sein, bzw. gesund zu bleiben hat sich sozusagen zu einer Art Grundrecht entwickelt. Diesen Anspruch wird jeder schnell bestätigen, der selbst einmal krank war oder noch krank ist.

Im Falle von Funktions- oder Befindlichkeitsstörungen artet der Anspruch oft genug in eine Forderung aus, im Gegensatz zu schweren Leiden, aus denen oft Demut und Hoffnung erwächst.

Die angesprochene Forderung nach Gesundheit geht an den Arzt, mehr oder weniger deutlich. Immer häufiger ist sie so klar und fordernd, wie der Auftrag eines Autobesitzers an den Mechaniker:

„Bring‘ mein Auto wieder in Ordnung!“

Wie das Auto wird der Körper gleichsam beim Arzt abgegeben, zum Check inklusive anschließender Reparatur. Immerhin wurde mit dem Einlesen der Chipkarte und mit zehn Euro sogenannter Praxisgebühr im Voraus bezahlt.

Der Arzt, der sich auf so einen Handel einlässt, steht bereits mit einem Fuß auf verlorenem Posten. Ohne die Mitarbeit des Patienten ist es gerade so, als würde der Arzt, um im Bild zu bleiben, die Werkstatt schließen und versuchen mit einem kleinen Werkzeugkoffer zurechtzukommen. Manchmal bleibt ohne die Mitarbeit des Patienten nur ein kleiner, abgenutzter Schraubenzieher.

So ist es im Falle des Impingementsyndroms der Schulter!

Ist diese Diagnose gestellt, vielleicht Ibuprofen und Krankengymnastik vom Arzt verordnet, beginnt Ihre Pflicht – die Arbeit des Patienten. Die Arbeit besteht aus Geduld und Disziplin.

- Geduld bedeutet, dass Tage und Wochen in der Therapie Ihres Schulterschmerzes möglicherweise keine brauchbaren Zeiteinheiten sind, sondern Monate.

- Geduld bedeutet, zu wissen und zu beherzigen, dass immer weitere Diagnostik (Ultraschall, Bluttests, MRT) den Heilungsprozess nicht vorantreibt.

- Geduld bedeutet, dass Sie als Patient nicht auf Heilung drängen. Wer auf Heilung drängt, dem werden neue Therapien irgendwann auch vom nervenstärksten Arzt angeboten, vor denen er Sie im Einzelfall vielleicht gern bewahrt hätte. (Viele Patienten werden heutzutage operiert, nicht weil der Arzt eine Operation „verkauft“, sondern weil die Patienten solange Heilung fordern, bis zum Letzten gegriffen wird, obwohl das Letzte, die Operation, noch gar nicht fällig ist!)

- Disziplin bedeutet, wenn Sie fünf oder zehn therapeutische Anwendungen verordnet bekommen haben, Sie nicht frühzeitig nach mehr schreien, sondern selbst ein- bis zweimal pro Tag zur Tat schreiten. So erhöht sich die Zahl der gymnastischen Behandlungen bei einem vierteljährlichen Verlauf von ganz allein von zwölf auf zweihundert.

- Disziplin bedeutet, dass, wenn Sie wegen Ihrer Schulter krank geschrieben sind, Sie den ganzen Tag Zeit haben, sich eigentherapeutisch um Ihr Gelenk zu kümmern. Neben der Entlastung Ihrer Schulter, ist die Krankschreibung dafür gedacht. Die Bescheinigung der Arbeitsunfähigkeit ist Teil der Therapie, das wird gern vergessen, wenn der Patient meckert, sein Arzt habe „nichts gemacht“.

Zusätzliche Pflichten des Patienten!

Die neuen Zeiten sind anders. Sie sind so anders, dass ein Patient heutzutage auch die Pflicht hat, darauf zu achten, dass der Arzt richtig mit ihm umgeht.

Soll heißen:

1. Sie, als Schulterpatient haben sehr genau zu prüfen, ob Ihr Arzt seine fünf Pflichten in der Schulterdiagnostik erfüllt (siehe Impingement-Syndrom Teil I).

2. Sie, als Schulterpatient haben die Pflicht darauf zu achten, dass nicht zu früh, zu viele technische Untersuchungen stattfinden (siehe Impingement-Syndrom Teil I und Einmal in die Röhre bitte).

Im dritten und letzten Teil dieser kleinen Serie werde ich zu Patienten-Reaktionen auf die Sendung Visite auf N3 vom 9. Oktober 2012 Stellung nehmen.


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